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Wednesday, September 9, 2020

Garten im September: Tipps von der TV-Expertin - Trierischer Volksfreund

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Garten : Tomaten für jeden Geschmack

TV-Garten im September: Immer mehr Hobbygärtner entdecken den Spaß, Tomaten selber zu ziehen. Wie gut das klappt, zeigt ein Selbstversorgergarten.

Wenn auf dem Stuhl vor dem Haus der Familie Pfalz in Mülheim an der Mosel Tomaten sitzen, ist es mal wieder ein gutes Erntejahr. Den Überschuss ihres Selbstversorgergartens teilen der ehemalige Leiter der Jugendhilfe und seine Frau gerne mit Gleichgesinnten. Wer Interesse hat, darf sich kostenlos bedienen. Die Mitglieder des Bengeler Gartenbauvereins wirken aktiv beim Erhalt regionalen Saatguts mit und sind bei den Solidarischen Saaten eingestiegen (der TV berichtete).

„Unsere Fensterbank ist die Kinderstube vieler Pflanzen der Schulgärten der Region und des Wittlicher Vielfalts-Sortengartens auf Hof Breit“, lacht der Diplom-Pädagoge. Aber auch im eigenen Garten kann sich der Nachwuchs sehen lassen. Die Tomaten zählen in diesem Jahr einmal mehr zu den Gewinnern. 54 Sorten kultivieren Waltrud und Wolf-Rüdiger Pfalz in ihrem Nutzgarten. Klingt nach viel, ist aber nur ein Bruchteil der über 3800 registrierten Sorten und etwa doppelt so vieler, weiterer Liebhabersorten weltweit.

Jetzt, wo die Ernte in vollem Gange ist, denken die beiden bereits an die nächste Saison. Jedes Jahr überprüfen sie, welche Sorten sich bewährt haben. Das ausgewählte Sortiment vermehren sie weiter. Die Kriterien reichen von Pflanzengesundheit bis zur Verwendung und orientieren sich am Geschmack. „Bei dieser Artisan Blush Tiger waren wir sofort einig, dass sie weiterkultiviert wird“, sagt Pfalz und steckt sich eine gelbfruchtige Datteltomate mit rosa Streifen in den Mund. „Bei den Kindern ist diese gelbe Wildtomate der Renner“, sagt Waltrud Pfalz, während sie zu einem anderthalb Meter hohen Busch geht, der voller kleiner gelber, supersüßer Kugeln hängt. Wie Johannisbeeren nascht man sie direkt vom Strauch. Größenmäßig liefert die rote Fleischtomate Beefsteak das Kontrastprogramm. Über 200 Gramm wiegt eine einzige Tomatenfrucht. Wer gerne Tomatensalat möge, könne nicht auf Hörnchentomaten verzichten, finden die beiden. Dank ihrer länglichen Form lassen sie sich optimal in gleich große Scheiben schneiden. Zum Naschen ins Schwarze trifft man mit der braunschwarzen Cherrytomate Black Cherry. Sie schmeckt supersüß. „Manche Sorten haben wir auch nur wegen der Optik“, sagt der Tomatenliebhaber und pflückt eine olivfarben überlaufende Sorte mit dem Namen Italienischer Weinberg.

Und wie gewinnt man nun den Samen? Wer Tomatenfreaks beim Austausch ihrer Rezepturen zur Samengewinnung zuhört, könnte es für ein chemisches Experiment halten. Da fallen Wörter wie Nassreinigung und Gärungsverfahren. So kompliziert müsse man es nicht machen, findet Waltrud Pfalz: „Ich kratze den Samen raus und streiche ihn auf ein glattes Papier.“ Hartes Papier eigne sich besser als weiches. Ein Bekannter lasse Tomatensamen auf der Küchenrolle ankleben: „Er schneidet eine Scheibe aus der Mitte der Tomate, legt sie auf Küchenkrepp und beschriftet mit Sortennamen. Im Frühjahr legt er das wie ein Saatpad in die Erde.“ Ihre eigene Erfahrung habe gezeigt, dass die Samengewinnung nicht schwierig sei. Man könne das mit jeder Sorte ausprobieren.

Das Experimentieren mit Tomaten entdecken immer mehr Gartenfreunde. Oft entwickeln sich daraus ganze Saatgut-Tauschbörsen. Tomatenliebhaber bringen Samen aus den unterschiedlichsten Regionen mit. Das erweitert den Horizont. „Von einem deutschrussischen Feriengast bekamen wir eine Black Russian aus Kasachstan, die mit dem hiesigen Klima bestens zurecht kommt“, erzählen die beiden. „Diese Roma Rispen hat unsere Tochter aus dem Supermarkt mitgebracht. Sie wohnt in Holland.“

Eine Tomate mit einer besonderen Vergangenheit ist die süße Fleischtomate Old German. Einst nahmen Auswanderer sie mit nach Amerika. Dort blieb sie durch die altertümliche Lebensweise der Amish People erhalten. In jüngster Zeit hat sie ihren Weg zurück nach Europa gefunden.

Während manche Sorten schon allein wegen ihrer Geschichte anbauenswert erscheinen, überzeugen andere durch ihre Kuriosität. Bei der leckeren, gestreiften Chocolate Stripes mit der dünnen Schale würden die beiden Tomatenliebhaber sogar in Kauf nehmen, dass sie bei Regen schnell aufplatzt. Doch zum Glück haben sie ein vorbeugendes Mittel gefunden: „Man muss mit dem Wässern beihalten.“

Von der Fleischtomate bis zur Cocktail- oder Cherrytomate haben die Früchte je nach Verwendung ihre Vorteile. Foto: Kathrin Hofmeister

Generell gelten Tomaten als Säufer. Bei dünnschaligen Sorten sei es besonders wichtig, regelmäßig zu wässern. Die prall gefüllten Zellen können einem Regenschauer besser standhalten. Eine Mulchschicht aus Rasenschnitt hält den Boden feucht. Neben der eigenen Komposterde sorgen die Gemüsegärtner mit nachhaltig organischem Dünger für eine gute Nährstoffversorgung im Küchengarten. Man könnte sagen, was Herrn Pfalz die Strümpfe sind, ist Tomaten die Wolle. Die Pellets aus Schafwolle bezieht er von der Schwäbischen Alb, wo er seine Strümpfe kauft: „Pro Tomatenpflanze gebe ich eine Handvoll ins Pflanzloch. Wenn ich im Frühjahr den Kompost ausbringe, stäube ich Gesteinsmehl drüber.“ Mehr müsse man bei den Tomaten nicht machen. Außer ernten, natürlich. Und das gehe mit einer immer länger werdenden Saison oft bis weit in den Oktober.




September 03, 2020 at 07:45AM
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