Harry und Meghan: Die beiden haben sich in den USA ein neues Leben aufgebaut. Bild: imago images/ PA Images
Interview
"Meghan möchte ein Gutmensch sein": Darum sieht Royal-Experte ihre Offenbarung kritisch
Die Gerüchteküche brodelte zuletzt heftig, dass Meghan wieder Nachwuchs erwarten würde. Eine nahestehende Person der ehemaligen Schauspielerin erzählte kürzlich "Hollywood Life": "Mit Archie hatten sie großen Druck, die Nachrichten mit der Öffentlichkeit zu teilen. Da sie Privatpersonen sind, können sie ihr Leben nun ganz für sich behalten, wenn sie das möchten." Doch nun folgte der Schock, denn Meghan teilte ein schreckliches Ereignis, das ihr widerfahren ist: Sie erlitt eine Fehlgeburt.
In einem bewegenden Essay in der "New York Times" beschreibt die Mutter eines Sohnes sehr emotional, wie sie und Harry mit dem Schicksalsschlag umgehen. Zum Schluss schreibt die 39-Jährige: "Ein Kind zu verlieren bedeutet, eine fast unerträgliche Trauer zu tragen, die von vielen erlebt wird, über die aber nur wenige sprechen." Die Betroffenen sollten demnach ihr Leid teilen, so dass sie von ihrem Kummer geheilt werden können.
Der renommierte Adelsexperte Jürgen Worlitz erklärt im Interview mit watson, warum Meghan diesen Zeitpunkt für die Offenbarung der Fehlgeburt gewählt hat und wieso es keine Überraschung ist, dass ein Royal-Mitglied über so ein tragisches Erlebnis spricht. Zudem gibt Worlitz an, welche Rolle dabei das Königshaus spielt und was Meghans neue Heimat mit der Verkündung zu tun haben könnte.
Jürgen Worlitz: Der Royal-Experte sieht die Rolle von Meghan kritisch. Bild: Jürgen Worlitz
watson: Nach Meghans öffentlicher Verkündung schweigt der Palast auf Anfrage. Warum?
Jürgen Worlitz: Dass der Palast schweigt, ist völlig natürlich, denn was Meghan da erlebt hat, ist ein persönliches Geschehen. Das hat sie sehr emotional verarbeitet, fast schon literarisch. Möglicherweise ist es der Fall, dass der Palast das schon sehr lange wusste und auch entsprechend Meghan und Harry unterstützt hat. Es gibt Stimmen, die sagen, es hat für beide jede Unterstützung gegeben, als das passiert ist. Wenn das der Fall ist, dann hätte Meghan das vielleicht auch emotional mit Dankbarkeit erwähnen dürfen.
Was sagen Sie dazu, dass Meghan den öffentlichen Weg gewählt hat?
Ich sehe das sehr kritisch, weil ich daraus nur einen Zweck erkennen kann: Meghan will wieder in die Öffentlichkeit. Der gute Aspekt ist natürlich nicht abzustreiten, indem man sagt, man hilft anderen dadurch, dass man darüber spricht. Der zweite Effekt ist eben, dass sie sich damit wieder in die Medien katapultiert, wohlwissend, dass Fehlgeburten im Königshaus durchaus ein Thema waren. Meghan möchte unter allen Umständen ein Gutmensch sein und gegen einen Gutmenschen kommt man selten an. Warum auch: Er tut Gutes, also lässt man ihn Gutes tun. Auf diesem schmalen Grat bewegt sich Meghan geschickt nach oben.
Warum hat Meghan diesen Zeitpunkt gewählt, um über die Fehlgeburt zu sprechen?
Ich denke, dass bei Meghan der Zeitpunkt gewählt wurde, weil im Moment die Themen gegen sie sind. Wir haben andere Sorgen, als uns um Meghan und Harry zu kümmern. Das muss jeder auf der Welt zugeben. In der Hollywood-Szenerie läuft es weitaus weniger gut, als sich die beiden das vorgestellt haben. Ganz konkret hört man immer nur von einer Vertonung eines Disneyfilms und der Rest ist Zukunftsmusik. Das ist wie mit möglichen Dokus. Es wird mit Millionen rumgeworfen. Eigentlich kann Ihnen jeder Filmschauspieler in Amerika sagen, wenn er ehrlich ist: Millionen werden gern zitiert, aber selten gezahlt.
Der Netflix-Deal wurde mit über 100 Millionen veranschlagt.
Den Netflix-Deal mit über 100 Millionen Dollar würde ich gerne abwarten. Wir werden sehen, ob er so kommt und welche Bedingungen vielleicht daran geknüpft sind. Es kann auch sein, dass sie nur Testformate ausprobieren. Das machen sie in Amerika gerne und wenn es dann nicht läuft, geht das Programm auch ganz schnell wieder raus.
In diesem Jahr hatte Meghan besonders viel Druck.
Wichtig ist dabei auch der Zeitpunkt der Fehlgeburt. Archie ist gerade erst im Mai ein Jahr alt geworden. Wenn man davon ausgeht, dass Meghans Fehlgeburt nicht nach drei Tagen geschehen ist, dann muss sie also sehr zügig nach dem ersten Babyjahr wieder eine Schwangerschaft angestrebt haben, was man in ihrem Alter verstehen kann. Dazu kommt noch der ganze Umzugstrubel von Kanada nach LA. Das wäre somit die Zeit gewesen, wo sich Meghan sehr viel Stress zugemutet hat. Dies wäre eine Erklärung dafür, warum sie dann nach Montecito gezogen sind. Sie haben es vielleicht nicht mehr in dieser Umgebung ausgehalten, wo ihnen so etwas Schreckliches passiert ist.
Wird Meghan in der Zukunft eine weitere Schwangerschaft verkünden?
Meghan ist bald über 40. Es kann sein, dass noch ein Kino-Kracher kommt und sie sich dann um die Karriere kümmert. Interessant ist natürlich auch, wie die Ehe das Drama aushält. Harry wird ja immer nachgesagt, dass er ihr folgt wie ein kleines Hündchen, dass er total auf sie fixiert ist, alles macht, was sie sagt. Und da bleibt natürlich die Frage: Wie lange hält der Prinz das aus? So ein schrecklicher Vorfall kann zur Belastung einer Ehe führen und zu einem Problem für die Zukunft werden.
Wie hat das Königshaus die Art der Verkündung aufgenommen?
Wie das Königshaus darüber denkt, ist Spekulation. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die Reaktion war: Nicht schon wieder! Also nicht schon wieder eine Meghan-Geschichte, die in irgendeiner Weise sie selbst in den Himmel hebt und Misskredit auf das Königshaus wirft, getreu dem Motto: Da sitzen wieder die Bösen, die sich nicht sofort, nachdem das Thema in der Öffentlichkeit breitgetreten wurde, öffnen. Ich glaube, bei Meghan spielen nach wie vor Konkurrenzgedanken mit Blick auf die Musterfamilie, die William und Kate vorleben, eine Rolle. Meghan will wohl aber auch ein Zeichen setzen für Frauen, Frauenrechte und Frauenleid.
Wäre solch ein Umgang mit der Fehlgeburt denkbar gewesen, wenn sie noch Senior Royal gewesen wäre?
Fehlgeburten sind bereits thematisiert worden und waren kein Tabuthema. Eigentlich ist es sehr unfair zu sagen, die haben das zwar auch gemacht, aber die waren nicht so wichtig wie Meghan, weil sie nicht so im Brennpunkt standen. Das ist eigentlich ein Abwerten, wenn man so will. Bei Sophie of Wessex ist es 20 Jahre her. Damals wurde eine lebensbedrohliche Eileiterschwangerschaft mit Blutvergiftung festgestellt. Es ging primär um Leben und Tod.
Hätten die Senior Royals auch ein Essay über ihre Fehlgeburt schreiben können?
Die Medienlandschaft hat sich heute total verändert. Damals gab es noch kein Twitter, keine sozialen Netzwerke. Zu dieser Zeit hat sich nur die Yellow-Press darauf gestürzt und dann stieg die seriöse Zeitungslandschaft ein, weil sie nicht am Thema vorbeikamen.
Wird die Beliebtheit von Meghan durch diesen mutigen Schritt nun anders gewertet?
Ich glaube, Meghan schaut immer auf Diana und sie braucht eine tragische Nebenlinie in ihrem Leben. Tragik ist etwas, was die Leute prägt und was sie in einer gewissen Ehrfurcht erstarren lässt. Man traut sich dann nicht, Kritik zu üben. Das führt wiederum zu einem Tabuthema, weil sie etwas Schreckliches erlebt hat. Es ist die Frage, ob eine Fehlgeburt etwas ist, was die Menschen zum Umdenken bringen soll oder tatsächlich zu einem privaten Ereignis zählt.
Prinzessin Eugenie ist jetzt in das Haus von Harry gezogen. Was steckt dahinter?
Ich vermute dahinter etwas ganz Banales, nämlich, dass man eine Immobilie, die hergerichtet worden ist, nutzen möchte. Es ist schon richtig, dass man sie nicht leer stehen lässt. Interessant ist auch der Zeitraum, der für die Hausübergabe gewählt wurde, denn Weihnachten steht vor der Tür. Unter Umständen lenkt das auch von den Spekulationen ab, ob Meghan und Harry nun kommen oder nicht.
Die Vermutung liegt nahe, dass Meghan und Harry nicht mehr zurückkommen werden.
Das stimmt. Dabei muss man aber zu bedenken geben, dass das Haus nicht das Eigentum der beiden ist. Es ist immer noch eine königliche Immobilie. Sie haben nur bedingt Anspruch darauf. Nach wie vor gehören sie aber natürlich zur königlichen Familie. Das darf man nicht vergessen. Dem Königshaus gehören sie nicht an, aber der königlichen Familie weiterhin.
Interview
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