Die Ankündigung ist ein Paukenschlag: Ab dem kommenden Jahr will die US-Filmgesellschaft Warner Bros. 17 Premieren parallel im Kino und im eigenen Streamingdienst anbieten - Kinos verlieren ihre Exklusivrechte.
Von Katharina Wilhelm, ARD-Studio Los Angeles
Diese Ankündigung der Filmstudios Warner Bros. hat Sprengkraft - und sie klingt auch so: "Im kommenden Jahr will das Studio 17 seiner großen Filme im Kino und zeitgleich auf seiner Streamingplattform HBO Max veröffentlichen."
Das hat es bisher noch nie gegeben. Denn normalerweise gilt eine Abmachung zwischen Studios und Kinobetreibern, dass Kinofilme einige Wochen bis Monate exklusiv auf der Leinwand laufen dürfen, bevor sie woanders gekauft oder gestreamt werden können.
Doch schon Universal Pictures hatte diese Abmachung mit einigen Kinoketten verändert und auf knapp zwei Wochen verkürzt. Warner Bros. geht nun einen Schritt weiter und lässt dem Publikum zumindest in den USA die Wahl: Wollen Sie beispielsweise die Neuverfilmung des Fantasy-Epos "Dune" auf der Couch oder im Kino sehen?
17 Filme sind zu erwarten
Mindestens 17 Filme dürften so im kommenden Jahr gleichzeitig im Kino und als Streaming angeboten werden, darunter auch das "Sopranos"-Prequel "The Many Saints of Newark" und der Superhelden-Film "The Suicide Squad".
Es ist ein Schachzug, der die Branche verändern wird, sagt CNN-Kinoexperte Brian Stelter: "Disney und andere Studios könnten dieser Ankündigung bald nachfolgen. Gerade erst hatte Warner Bros. angekündigt, den Film 'Wonder Woman 1984' parallel im Kino und auf HBO Max rauszubringen", so Stelter. "Der Grund ist natürlich die Pandemie, weil viele Kinos wieder zugemacht haben. Doch dieser Schritt ist weitreichend. Und Zuschauer haben nun eine Wahl wie nie zuvor."
Die Ankündigung ist ein Paukenschlag für die ohnehin schon schwächelnde Kino-Industrie, die in diesem Jahr durch verschobene Filmstarts und geschlossene Lichtspielhäuser gelitten hat.
"Herzblut der Kinos"
Die Kinokette Cinemark reagierte auf den Vorstoß von Warner Bros. zurückhaltend uns ließ verlauten, dass man im kommenden Jahr kurzfristige Entscheidungen treffe. Warner habe ihnen gegenüber noch keine Details zu dem neuen Hybridmodell mitgeteilt.
Die Warner-Bros.-Chefin Ann Sarnoff sagte: "Wir wissen, dass neue Inhalte das Herzblut der Kinos sind. Aber wir müssen das mit der Tatsache ausbalancieren, dass die meisten Kinos in den USA das Jahr 2021 über wahrscheinlich nur mit begrenzten Kapazitäten betrieben werden."
Und das bedeutet konkret: die Filme spielen weniger Geld ein an den Kinokassen. So war der Blockbuster "Tenet" von Christopher Nolan nach mehrmaligem Verschieben im Kino gestartet und blieb dann doch finanziell hinter den Erwartungen zurück.
Die Parallelveröffentlichung geschieht aus finanziellen Erwägungen. Um die Filme zu sehen, müssen Kunden ein Abonnement bei HBO Max abschließen.
"Ein Erdbeben für Hollywood"
Der Erfolg der Streamingplattformen und der damit verbundene Rückzug aus dem Kino habe sich schon länger angekündigt, sagt Stelter bei CNN: "Die Pandemie verschärft Entwicklungen in der Filmindustrie. Von da führt kein Weg zurück, es ist wie ein Erdbeben für Hollywood."
Ob Couch oder Kino - diese Wahl können amerikanische Zuschauer treffen. Wo die Filme in Deutschland zu sehen sein werden, ist noch unklar. HBO Max gibt es in Deutschland derzeit noch nicht.
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